Die Sache mit den Öffis

Wenn man in einer neuen Stadt täglich mit den Öffis unterwegs ist, fallen einem zwangsläufig Dinge oder bestimmte Personentypen auf. In München gibt es die -wie überall – natürlich auch.

Was einem als allererstes auffällt, vor allem wenn man irgendetwas wegschmeißen will, ist der Mangel an Mistkübeln. Auf Mülleimer, wie die Deutschen so schön sagen, scheint hier wenig Wert gelegt zu werden. Anders als beispielsweise am Grazer Jakominiplatz (wo es vor Mistkübeln nur so wimmelt), ist hier in einer ganzen U-Bahn-Station teilweise nicht ein einziger zu finden. Und was noch kurioser ist: Es liegt aber auch kein Müll auf dem Boden oder auf den Gleisen.

Und nun zu den Menschen in der U-Bahn. Da gibt es verschiedene Typen. Mir persönlich ist der U-Bahn-Fahrer noch am liebsten, vor allem, weil sie die Fahrt immer mit lustigen, sarkastischen oder auch genervten Sprüchen auflockern. Ein Beispiel: Es kommt aufgrund von Bauarbeiten zu Verspätungen und Änderungen im Fahrplan. Die U-Bahn ist trotzdem nur eine Minute zu spät. Die Stimmung ist generell genervt, alleine schon durch die Ankündigung. Auf einmal bleiben wir mitten im Tunnel stehen. Und das Murren und Motzen geht schon los. Aber nur solange, bis der Fahrer sagt: „Wir haben nur Rot, macht euch mal nicht ins Hemd.“

Dann gibt es die Menschen, die Kaugummi kauen. Die gibt es überall, nicht nur in München. Aber in bisher keiner anderen Stadt ist mir aufgefallen, dass der „Kaugummi-wie-Kühe-kauen“-Anteil so hoch ist wie hier. Mindestens zweimal pro Woche sitze ich einem Mensch gegenüber, der seine Kiefermuskeln derart strapaziert, dass meine alleine vom Zusehen wehtun. Viel fehlt teilweise nicht, bis der Kiefer ausgerenkt ist. Und das Beste sind die Menschen, die dich „ankauen“. Sie fixieren dich, während sie angeben, wie weit sie den Mund beim Kauen öffnen können oder wie laut die schmatzenden Geräusche sein können. Ist aber kein rein deutsches Phänomen.

Mir ist schon klar, dass ein angesehenes und respektiertes Medium wie die Süddeutsche Zeitung Stolz bei den Deutschen hervorruft. Wer diese Zeitung aber kennt, weiß wie groß sie ist. Sie ist nämlich exakt 771 mal 528 mm groß, wenn man sie ganz auseinanderfaltet. Zum Vergleich: der Standard in Österreich ist 566 mal 420 mm groß (offen). Und sich frühmorgens zu informieren, ist ja auch nichts Schlimmes. Allerdings kann man diese Zeitung in einer vollen U-Bahn im Morgenverkehr, wenn alle zur Arbeit fahren, nicht lesen. Vor allem dann nicht, wenn man die Zeitung komplett auseinanderfalten will. So wie mein Sitznachbar vor einer Woche. Er las die linke Seite und ich die rechte. Das ganz nah zu mir herüberbeugen war ihm irgendwann zu blöd.

Auch kein deutsches Phänomen: die lauten Gespräche in der U-Bahn. Die gibt es auch überall, aber in den meisten fremdsprachigen Ländern versteht man sie nicht wirklich. Das ist in Deutschland natürlich ein Vorteil. Oder ein Nachteil. Je nachdem, wie laut das Gespräch ist, worum es geht und wie die allgemeine Stimmung ist. Meistens bin ich sehr amüsiert von den Themen, die manche lautstark in den Öffis erzählen. Eine Dame Anfang 40 war letzte Woche kurz vor Abfahrt beim Arzt, um ein Verdauungsproblem untersuchen zu lassen. Die junge Frau Mitte/Ende 20 wollte offenbar ihre Beziehung wieder in Schwung bringen und beschrieb ihrer Freundin am Telefon lautstark die neu gekauften Dessous in allen Einzelheiten – immer gespickt mit pikanten Details zum gegenwärtigen Sexleben. Und ob der Geschäftsmann Mitte 50 sein Paket mittlerweile erhalten hat, würde mich auch interessieren, aber die Diskussion mit dem Versandleiter der Firma war offenbar Ende letzter Woche noch in vollem Gange.

Wie findet ihr das Verhalten der Leute in Öffis? Seid ihr schnell genervt oder nehmt ihr das mit Humor? Welche Typen kennt ihr? Sprecht ihr diese Leute dann auch an, wenn es euch zu bunt wird? Hinterlasst mir doch einen Kommentar 🙂

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Florian Born sagt:

    Ich mag ja Leute in Öffis. Da hat man immer was zum Schauen und Mithören, wenn das Handy grad mal keinen Akku hat (also dauernd). Faszinierend find ich dabei übrigens, wie die Zusammensetzung an Leuten in einer Bim ausschaut, je nach Linie, Tag und Uhrzeit. Beispiel Graz: Wechselt man von der 7 in die 1 stehen die Chancen nicht schlecht, dass man auf einmal der Jüngste in der Bim ist. Fährt man am Wochenende (va Sonntags) oder am späteren Abend mit der Bim wird man schnell feststellen, dass man der am wenigsten Schräge im Wagen ist. Nur zwei Beispiele 😉

    1. Das stimmt. Es ist auch sehr interessant, weil es dieselben Personen Typen echt überall und immer wieder gibt.
      Das mit dem Altersunterschied liegt übrigens meiner Meinung daran, dass die 7 von und die 1 zu einem Krankenhaus fährt.

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